Freitag, 24. April 2009

Ninh Binh - Reis, Reis, Reis!

Sandra: Reisfelder, so weit das Auge reicht. Das ist Ninh Binh.
Michael: Jedes Mal, wenn ich in Zukunft Reis esse, werde ich diese saftigen, gruenen Felder mit den karstigen Bergen vor Augen haben...
S: Immer diese ausschweifende Prosa...
M: Sandra ist mal wieder krank, und ich somit fuer die kreative Schreibweise zustaendig heute. Nachdem gestern nur das vietnamesische Internet funktionierte und keine auslaendischen Seiten, funktioniert im Moment wieder alles. Also, mal schnell schreiben, bevor alles zusammenbricht (spaeter mehr zu Cat Ba ) !

Die Zugfahrt war super, und schon aus dem Zugfenster habe ich viele tolle Photos geschossen. Die Landschaft hat sich mit jedem Kilometer gen Norden veraendert, und in der Entfernung haben wir oft die Bergketten Laos gesehen. Kleinere Huegelketten gaben uns einen Vorgeschmack auf Tam Coc und auch auf die Ha Long Bay, eines der Hauptziele zumindest in meiner Vorstellung der Reise: Aus den ewig weiten und buschigen Reisfeldern, die sich oft bis zum Horizont ziehen, tauchen scharfkantige Huegel auf und verwandeln die Landschaften in Photomotive.

Nach unserer Ankunft in Ninh Binh traten wir wieder in die Lonely Planet Falle und nahmen, bloss weil es im guide empfohlen wurde, ein stark ueberteuertes Hostel. Sehr aergerlich das ganze, und wir nahmen uns vor, darauf nicht wieder hereinzufallen. Es ist aber auch schwierig, die beste Option herauszufinden, wenn schon am Bahnhof immer die Einheimischen "Vertriebspersonen" einen mit Angeboten ueberschutten und bedraengen.

Nun gut, am naechsten Morgen schnell 2 Fahrraeder ausgeliehen und nix wie los! Dabei trafen wir als erstes noch einen jungen Deutschen Archaeologiestudenten aus Koeln, der uns Gesellschaft leistete. Eine Bootsfahrt fuehrte uns durch einen Fluss zwischen den Reisfeldern hindurch sowie in zwei Grotten hinein. Unser Holzkahn wurde von zwei Vietnamesischen Frauen gerudert (auf dem Bild unser "Kapitaen"), die uns am Ende diktieren wollten, wieviel Trinkgeld ich zahlen sollte, und einem aus meiner Sicht angemessenem Trinkgeld schlichtweg die Annahme verweigerten! Naja.

Von dem gesparten Geld hab ich mir dann einfach eine Kokosnuss gekauft, die in meinem Fahrradkorb als Getraenkereserve diente. Die Radtour durch die Reisfelder hindurch war einzigartig. Manchmal etwas holprig, denn trotz der heftigen Mittagssonne entschieden wir uns, aus Sand gebauten Arbeitswegen der Reisbauern zu folgen, die quer durch die Felder und Berge hindurch fuehrten.



Neben den mit rudimentaeren Geraeten hart arbeitenden Bauern trafen wir auch eine Frau, die gerade ihren Wasserbueffel aus dem Wasserloch zog. Das Tier, zunaechst muerrisch, kam sehr unwillig herausgekrochen, hatte aber aufgrund des durch sein Nasenloch gezogenen Seiles keine wirkliche Chance, sich zu verweigern...



Am spaeten Nachmittag sind wir noch auf den im Hintergrund zu sehenden Berg gekrabbelt, um die Aussicht auf die Reisfelder von oben zu geniessen. Geschaetzte 800 steinige Stufen brachten uns ordentlich ins Schwitzen, und Sandra wieder einen hochroten Kopf. Auf der Rueckfahrt nahmen wir Querfeldein-Wege, und fuhren durch wirklich winzige und erfrischend untouristische Doerfer, wo uns dann auch wieder Kinder zuwinkten, und uns keiner was verkaufen wollte!

Generell sind uns an diesen Tagen wieder zu verschiedenen Gelegenheiten aufgefallen, welche kulturellen Unterschiede bestehen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Wenn die Menschen hier aufgrund der Sprachunterschiede nicht verstehen, was wir von ihnen wollen (und die allermeisten Menschen, selbst in Tourismuszonen, sprechen unglaublich schlecht Englisch), trauen sie sich nicht, wirklich nachzufragen, bis sie uns verstehen. Daraus resultieren dann die unmoeglichsten Verwechslungen, insbesondere bei Essen, das man nicht bestellt hat, oder ob der Kaffee nun warm, kalt, schwarz oder mit frischer oder suesser asiatischer Milch kommt... Wir nehmen an, es waere ein Gesichtsverlust, mehrmals nachzufragen. Man merkt bei den meisten, das Sie uns oft nicht verstehen, sich aber nicht trauen zu fragen. Sie drehen sich um und gehen. Wir wetten dann immer, was wir bekommen - immer wieder lustig!

Ausserdem glauben viele der Asiaten, die wir trafen, dass sie gut Englisch sprechen wuerden. Die brabbeln dann irgendetwas, das weder Sandra noch ich verstehen, regen sich dann auf und fragen, ob wir beide denn kein Englisch sprechen wuerden!!! Unverschaemt. naja. Und an die dauernde Rotzerei der (meist) Maenner haben wir uns schon fast gewoehnt, nur im Bus oder Zug ists unangenehm. Das wir bei jedem Bezahlvorgang genau mitzaehlen muessen, weil sich hier jeder beim Wechselgeld "verzaehlt", versteht sich fast schon von selbst... Sobald man aus den Touristenzonen rausgeht, sind die Menschen aber sehr freundlich, ehrlich und unvoreingenommen. Das heisst leider nicht, das wir, und vor allem Sandra, nicht die ganze Zeit angeglotzt werden wie Aliens. Ist leider so.

Aber was in Cat Ba passierte, war dann doch schon dreist! Lest in unserem naechsten Post ;-)

Dienstag, 21. April 2009

Hoi An, Hue und Ninh Binh

So da sind wir wieder, nach einer kleinen Verschnaufpause...

Erst einmal moechte ich allen danken, die mir zum Geburtstag gratuliert haben. Ich war sehr geruehrt, dass so viele an mich gedacht haben, obwohl ich doch so weit weg bin. Ich werde mich so schnell wie moeglich bei allen nochmal einzeln melden. Vielen Dank nochmals!

So jetzt muss ich die letzten beiden Wochen irgendwie zusammenbekommen...

Hoi An

Nach Hoi An sind wir mit dem Nachtzug gefahren. Ich habe kein Auge zugetan, Michael war begeistert von Fahrt und Schlafwagen. Es kann kein abschliessendes Plaedoyer gefaellt werden... Die Innenstadt von Hoi An ist Weltkulturerbe. Es handelt sich um eine sehr alte Handelsstadt, weshalb man chinesische Bauten neben franzoesischen und vietnamesischen sehen kann. Wirklich eine sehr niedliche, leider auch sehr touristische Stadt. Auf jeden Fall haben wir es geschafft, uns fuer eine halbe Millionen Dong zu betrinken. Dann sind alle Touris wieder schoen :-) Auf dem Bild eine Apotheke mit wahrhaft interessanten Tinkturen.

Nach einem weiteren Tempelgucktag (My Son), hier haben die Amis leider waehrend des Vietnamkrieges alle Tempel weggebombt, haben wir dann Hoi An in Richtung Hue verlassen. Die Zugstrecke ueber den Wolkenpass war himmlisch! Waehrend der Zugfahrt lernt man immer wieder nette Einheimische kennen, mit denen man sich per Gestiken unterhaelt und die einem ihr Essen anbieten.
Ein altes vietnamesisches Ehepaar fuetterte uns mit einer Art asiatischem Esspapier und einem Nusspulver durch - unter dem Gegrinse und Gekiecher aller weiteren Asiaten im Abteil. In Hue stiegen wir gemeinsam aus, und die beiden wuenschten uns wohl alles Gute fuer den weiteren Weg.

Hue
Die ehemalige Hauptstadt Vietnams., bis 1945. Sitz unzaehliger Kaiser, und davon stark gepraegt, staedtebautechnisch. Sandra kritisiert meinen Satzbau, aber ich denke, zuunrecht. Oder? Kommentare zu unserer Grammatik sind zugelassen ;-) Zurueck zum Kontext...

Die Stadt hat uns von Anfang an gefallen. Vom Bahnhof an liefen wir mit unseren Rucksaecken entspannt am Fluss entlang, der mich ein wenig an den Werdersee und Sandra an den Rhein erinnerte. Hue besticht durch viel Gruen, nette Menschen und Biergaerten an den sauberen Ufern des "Perfume River". Biergaerten bedeutet hier, ein paar Plastikstuehle und -tische am Ufer, eine Sorte einheimisches Dosenbier lauwarm und ordentlich dicke Ratten, die unter den Tischen hin und her laufen.

Hue hat sogar eine verbotene Stadt. Diese ist so verboten, dass wir zunaechst mal eine Stunde drumherum gelaufen sind, bis wir den Eingang fanden! Rund 2 Kilometer knapp. Aber das Photo beweist, dass wir es geschafft haben. Zu Kaisers Zeiten durften uebrigens neben dem Chef selbst nur Frauen und Eunuchen den verbotenen Teil der Stadt betreten...

Sandras Geburtstag begann mit einem netten Fruehstueck am Bett. Darauf folgte eine herrliche Bootsfahrt im spontan gecharterten Drachenboot zum Grab irgendeines Kaisers, Tu Duc sein Name. Dieses Mal schafften wir es, auch in nahezu auswegloser Situation die Touristenabzocke zu lindern: Das Boot lies uns natuerlich nicht wie vereinbart am Tempel raus, sondern an einem Anleger in der Wildnis, wo uns ein wilder Haufen Mopedfahrer schon sehnsuechtig erwartete. Pro Moped und Weg wollten die Halunken 40.000 Dong! Nachdem wir dann erbost einfach zu Fuss losgingen, konnten wir auf die ueblichen 10.000 runterhandeln. Gluecklich waren sie darueber nicht, was sich in einem rasanten Fahrstil wiederspiegelte. Der Tempel war nett, aber Nebensache.

Inspiriert durch eine mit uns gereiste Daenin war nach der Bootsfahrt indisches Essen Sandras Wunsch. Ich bestellte mir natuerlich eine Pizza - auf dem Bild, mit dem der Inder dafuer warb, sah die ganz lecker aus! Gross war die Verwunderung, als nach 20 Min. Wartezeit dann ein Moped vor dem Restaurant anhielt und eine Pizza lieferte, die noch kurz in die Kueche getragen wurde und dann unverzueglich auf meinem Teller landete... Nach einer Partie Pool war dann auch der Geburtstag vorbei und am naechsten Tag ging es weiter nach

Ninh Binh
Frueh am Morgen brachen wir auf, und schleppten unsere Rucksaecke zum Bahnhof. Um 7.15 nahmen wir den Zug nach Norden, in dem wir fast den ganzen Tag verbrachten und die Natur bestaunten. Die Strecke war ein Vorgeschmack auf die tollen Landschaften, die wir in Ninh Binh bzw. Tam Coc selbst sehen sollten (Reisfelder mit Huegeln, "Ha Long Bay on the rice paddies"). Auf der Fahrt trafen wir gleich wieder einen netten Reisenden samt Kinder, einen Regensburger Expat aus Shanghai. Der lud uns gleich in seine Stadt ein und versprach uns einen eigenen Fahrer, sollten wir kommen. Laut Visitenkarte und Erzaehlung ist er CEO einer deutschen Technologie-Zulieferfirma. Interessante Interna ueber chinesische Wirtschaft und Korruption, insbesondere auch Medienmanipulation. Wir haben uns nunmehr fast fest entschlossen, von Nordvietnam aus ein paar Tage nach Suedchina zu reisen, und uns dieses Land einmal anzuschauen, bevor die dortige Regierung noch mehr alte Kultur zugunsten neuer Metropolen und Wirtschaftszonen aufgibt.

Da wir morgen Frueh frueh raus muessen, schreiben wir demnaechst ueber Ninh Binh und Tam Coc, aber hier schon einmal ein kleiner Appetithappen! A bientot nos amis!

Ach... Bevor wir es vergessen, hier noch ein interessantes Zitat zur Charakterisierung der Menschen und der Kultur im Drei-Laender-Delta Suedostasiens:

"Die Vietnamesen pflanzen den Reis an. Die Kambodschaner schauen ihm beim Wachsen zu. Und die Laoten hoeren ihn spriessen."

Die ersten beiden Punkte koennen wir zweifellos bestaetigen. Und auf Laos sind wir jetzt schon sehr gespannt- die Laoten sollen sehr relaxt und feinfuehlig sein.

Sonntag, 12. April 2009

Frohe Ostern aus Hoi An

Wir wuenschen allen unseren Lesern Frohe Ostern! Und geniesst die Schokoostereier, denn diese sind keine Selbstverstaendlichkeit!!! Wir troesten uns mit Tiger-Bier...
Feiert schoen und haut rein :-)

Donnerstag, 9. April 2009

Good Morning Vietnam! Grenze, Saigon, Sunshine Beach...

Endlich in Vietnam! Obwohl wir in Kambodscha eine sehr interessante Zeit hatten, haben wir uns sehr auf dieses Land gefreut. Mein Leben lang habe ich Photos von Reisfeldern gesehen, oder Filme ueber den Vietnamkrieg, sowohl Dokumentationen wie auch Rambo oder eben Good Morning Vietnam. Ob es wirklich so aussieht? Ob man die Folgen des Krieges noch im Alltag spuert? Mal der Reihe nach:

Abenteuer Grenzuebergang
Wir wussten zwar, dass der suedlichste Grenzuebergang zwischen Kambodscha und Vietnam erst kuerzlich eroeffnet hat und sehr abgelegen ist, aber was wir dann erlebten, ueberstieg doch wieder einmal unsere Vorstellungskraft. Aber diesmal war es, im Gegensatz zur Ankunft in Kambodscha, einfach ein grosses Abenteuer und Erlebnis, weniger Stress. Vom Kukuluku-Hotel in Kep fuhren wir morgens mit einem vom Hotel empfohlenen Tuktukfahrer Richtung Grenze. Kurz vor Abfahrt teilte er mit, dass wir "wegen der schlechten Strasse" vor der Grenze nochmal auf Motorraeder umsteigen muessten, die uns dann aber auch gleich ueber die Grenze bis in die erste Vietnamesische Stadt bringen koennten. Ein klassisches Anschlussgeschaeft also. Mangels Alternative wurde eingewilligt und losgefahren...

Fuer 30km brauchten wir 2 Stunden! Erst fuhren wir per Tuk-Tuk eine "Abkuerzung", will heissen durch die abgelegensten Doerfer und schlimmsten verschlammtesten Strassen. Ein paar Mal mussten wir das Tuk-Tuk verlassen, da wir sonst entweder steckengeblieben oder umgekippt waeren. Dafuer war die Landschaft grossartig!! Unglaublich, war sehr froh, dass wir diesen Weg gewaehlt hatten. Dann allerdings, als die Strasse immer enger wurde, standen ploetzlich 2 Mopedfahrer auf dem Weg und die "Uebergabe" der heissen Ware (natuerlich uns) erfolgte. So kam es uns jedenfalls vor. Da keine Konkurrenz vor Ort war, war unsere Verhandlungsmacht sehr gering. Aber Michi konnte den Preis von 10 auf 9 Dollar druecken.

Dann wurden unsere fetten Rucksaecke und wir ohne Helm per Moped ueber noch abgelegenere und noch rutschigere Strassen gejagt. Ein Moped ging dann auch noch zu Bruch (kein Wunder bei diesen Strassen) und wir mussten zwischen Reisfeldern in der prallen Mittagssonne ausharren. Aber nette alte Kambodschaner wussten uns zu unterhalten.... Die kambodschanische Grenze war als solche nicht zu erkennen: Ein Schlagbaum, zwei-drei Buedchen und sehr viele sich langweilende Grenzpolizisten. Das wars schon. Dann folgte die vietnamesische, welche durch ein imposantes Tor im kommunistischen Prunkstil geschmueckt wurde. Auch hier lief alles problemlos. Wie versprochen fuhren unsere Mopedfahrer uns in die naechste Stadt. Zu unserer Freude gab es asphaltierte Strassen! Welch eine Wohltat!! Und ab der Grenze mussten/durften wir sogar Helm tragen. Toll. Schon jetzt mag ich Vietnam...

Nach mehrmaligem Nachfragen versicherten unsere Mopedfahrer uns, dass an diesem Tag kein Bus mehr nach Saigon fahren wuerde, erst am naechsten Morgen. Auch versicherten sie uns, uns im Stadtzentrum am Marktplatz abzusetzen, damit wir uns ein Hotel suchen konnten. Aber alles kam anders als geplant. Natuerlich wurden wir im Hotel eines Freundes abgesetzt, so schoen am Ende der Stadt, dass wir natuerlich in der Hitze keine Lust mehr hatten, uns was anderes zu suchen. Also checkten wir in einem Hotel ein, in dem kein Mensch Englisch konnte... Aber wir hatten einen wunderbaren Ausblick ueber den Hafen. Ach ja die Stadt heisst Ha Tien (Michi raeusperte sich gerade missbilligend ueber meine unzureichende Informationspolitik).

So am naechsten Morgen kam ein Mopedfahrer, natuerlich ein Freund des Hauses, aufgeregt auf uns zu und meinte, dass heute keine Busse mehr nach Saigon fuehren. Aber sein Freund habe ein Busunternehmen. Von dort fuehren heute noch Busse. Nur verschwieg er uns, dass der Bus doppelt so teuer wie normale Busse waren und die Busstation nochmals 20km entfernt war. Wir bestanden aber trotzdem darauf, zum oeffentlichen Busbahnhof gefahren zu werden, da wir ihnen nicht glaubten. Leider hatten sie recht. Es fahren nur abends Busse nach Saigon. Die hatten uns also am Vortag fett angelogen... Aber wir waren auch selbst schuld, da wir ihnen ohne selbst zu pruefen, Glauben geschenkt hatten. Das war wieder mal eine Lehre! Wir waren so genervt, (ok Michi will uebernehmen, ihm gefaellt mein Schreibstil nicht so...)

Stimmt nicht, Sandra schreibt sehr ausfuehrlich und beschreibend. Aber mein Tatendrang liess sich grad nicht mehr zurueckstellen. Zusammenfassend moechte ich sagen, dass ich so eine durch Luegen und Vorspielen falscher Tatsachen gepraegte Kultur der Abzocke noch nie erlebt habe, selbst damals in Marokko nicht - Tuktukfahrer, Hotelbesitzer, Restaurants etc. schliessen sich ueber Staedte verteilt zusammen und erfinden Szenarien und Extrarouten mit Geschichten, um Touristen auszupressen wie faule Kokosnuesse. Leider traut man in der Folge den netten Einheimischen nicht mehr, die uns wirklich nur helfen wollen...

Also, zurueck zur Reise: Waehrend uns die beiden Luegenbarone ihre Extratour verkaufen wollten, sahen wir eher zufaellig einen Kleinbus, der nach Chao Doc fuhr, quasi halbwegs unsere Route. Spontan sagten wir "Hasta Luego Cochones" und sprangen in den lokalen Bus, waehrend die beiden uns traurig nachschauten. Auf diese Weise lernten wir die ortsuebliche Weise des Mittel- und Langstreckentransportes kennen, ich glaube bei uns nennt man sowas Sammeltaxi. Es handelt sich um einen etwas groessenen Kleinbus, in den eigentlich (nach Deutscher Sichtweise und Anzahl der Sitze) rund 14 Personen inkl. Fahrer rein duerften. Da der Bus aber ueberall anhaelt und von der Strasse Leute aufpickt, kamen wir teilweise auf 27 Personen zzgl. Gepaeck! Wir als einzige Auslaender waren da eher eine Sensation. Im Bus konnte auch keiner Englisch - lokale Kultur pur. Bei jedem Halt wurde der eh schon ueberfuellte Bus zur Verkaufsmesse umfunktioniert. Verkaeufer mit Megaphon verkaufen Naturheilmittel, und von frischen Fruechten und Getraenken bis Asia-Doener und seltsamen vietnamesischen Losen fuer Gluecksspiele war alles dabei. In Chau Doc nahmen wir gleich noch einen zweiten solchen Bus und kamen nach ueber 10 Stunden ohne Klimaanlage und Stossdaempfer komplett fertig in Saigon alias Ho Chi Minh City an.

SAIGON
In Saigon konnten wir bei dem ach so tollen, "mein Vietnamesisch ist schlechter als mein Chinesisch" amerikanischen Couchsurfer uebernachten. Er fuehrte uns allerdings zu einem super Restaurant, wo wir einen senkrecht aufgebarten Elephantenohren-Fisch (oder so aehnlich) verspeist hatten (ich hatte Marc sachte darauf hingewiesen, dass wir das Duschen verschieben wollten und gleich zum Essen uebergehen). Von unserer Unterkunft aus hatten wir einen tollen Ueberblick ueber Saigon, siehe Bild.

Saigon ist eine im Vergleich zu Bangkok ruhige Stadt. Ruhig im Sinne von keinen Staus. Es gibt unzaehlige Mopeds, mehr als Saigon Einwohner hat (5 Mio Einwohner). Wir sind dann morgens zum Fruehstueck per Moped durch die Stadt gefahren. Schweissgebadet, hier zaehlen Ampeln, Fussgaenger und Richtungspfeile wenig, genossen wir eine sehr leckere vietnamesische Fruehstueckssuppe. Lecker!!Pho, merkt euch diese Suppe, vielleicht gibts die beim Vietnamesen in Deutschland auch. Allerdings gibt es eine zweite Nationalsuppe, irgendetwas mit Bun Bo Hue, die wuerde ich wegen undefinierbaren Fleisch oder Fisch nicht unbedingt empfehlen.

Saigon ist eine sympatische Stadt, in der extrem viel gebaut wird. Im Gegensatz zu Phnom Penh gibt es hier durchgaengig Stromversorgung (wenn auch teils sehr unorthodoxer Natur, siehe Bild) und richtige Baumaschinen. So gesehen braucht die Hauptstadt Kambodschas noch ein paar Jahre bis das Niveau des Nachbarlandes erreicht wird... Aber hoffentlich braucht Saigon noch ein paar Jahre bis es verkehrschaostechnisch mit Bangkok gleichzieht. In Vietnam angekommen, merken wir noch mehr, wie arm Kambodscha wirklich ist.

In Saigon haben wir uns das Vietnamkriegsmuseum angeschaut und uns von der Stadt einfach treiben lassen. Aber mit dem Treiben war es schnell vorbei, da Michi seine Wunden in einem internationalen Krankenhaus behandeln lassen musste. Bei jedem Schritt schmerzten ihm die Fuesse. Nach nur einer knappen Stunde Behandlung und 80Dollar (bezahlt mit 50 Euro und 250.000 Dong) weniger schlossen wir mit einem wunderbaren vietnamesischen Essen in der Naehe der Notre Dame! genuesslich den Tag ab. Um Michis Fuesse zu schonen, sind wir dann gleich am naechsten Tag weiter nach Mui Ne, einer Strandstadt, gefahren.

Nachtrag meinerseits: Der franzoesische Chefarzt erlaeuterte mir, dass viele Europaeische Touristen durch das feuchtwarme Klima Hautprobleme bekommen. Leider hat ein Pilz meine Haut geschwaecht, die an einigen Stellen aufriss, und wegen unseren vielen Aktivitaeten auch nicht zur Ruhe kam. Nun heisst es also Fuesse stillhalten. Leider darf ich nicht nur riesige Antibiotika schlucken, sondern auch nicht im traumhaften Meer herumplantschen.... schluchz! Zum Vietnamkriegsmuseum muss ich noch hinzufuegen, dass mich die Bilder bereits stark aufwuehlten. Als ich dann noch ein paar junge Amis sah, die nur von den grossen amerikanischen Waffen fasziniert waren, und wohl deren Papa, der sich stolz vor US-Kampfhubschraubern fotographieren liess, schob ich mal wieder mentale Aggressionen gegen unsere transatlantischen Freunde, die ich seit der Abwahl George W. Bush's schon fuer fast beendet hielt...

Mui Ne
Mui Ne hat einen 12 km langen Sandstrand!! Und ganz viel Wind!! Ich habe schon lange nicht mehr geoelt, faellt mir dabei ein :-) Heute morgen sind wir um 4Uhr morgens aufgestanden, um den Sonnenaufgang in den weissen Duenen zu sehen. Die Duenenlandschaft ist unglaublich schoen. Einfach unbeschreiblich, deswegen lasse ich die bald einzustellenden Bilder dafuer sprechen. Dann ging es weiter zu den gelben Duenen (das gleiche in gelb), zu einem Fischerdorf und in den roten Canyon, welchen man nur erreicht, in dem man im Maerchenfluss entlangstiefelt.

Mui Ne ist uebrigens ein Paradies fuer alle Freunde des windabhaengigen Wassersports, insbesondere Windsurfer und Kite-Surfer jagen vergnuegt die Traumstraende rauf und runter!

So, Sandra und Michi sagen mal wieder Tschoe und gehen jetzt fuer ein paar hunderttausend Dong essen ;-) bis bald!

Freitag, 3. April 2009

Battanbang, Phnom Penh, Kep: Cambodia, Kingdom of Wonder (Koenigreich des sich Wunderns)

Nach langer Zeit haben wir wieder etwas Ruhe und einen Computer. Hier eine Zusammenfassung unserer vielen Erlebnisse der letzten 10 Tage:

BATTANBANG
In Siem Reap hatten wir uns Tickets fuer ein Speed Boat nach B. gekauft - auf dem Schild war ein doppelgeschossiges Schnellboot zu sehen. Als wir am naechsten Morgen, nach holpriger Fahrt auf der Ladeflaeche eines Pickups mit weiteren 8 Reisenden samt Gepaeck, am Steg ausserhalb der Stadt ankamen, war das Erstaunen gross: Auf einem schaebigen Holzkahn mit improvisiertem Motoerchen, eng zusammengestaucht mit weiteren ueberraschten Menschen ging es auf die dann sogar 9stuendige Fahrt (laut Hotel sollte sie 4-5 Stunden dauern).

Pittoresque in der Tat - wir durchfuhren Flussdoerfer, Haeuser auf Stelzen mit badenden Kindern - wurde die Fahrt in der Hitze und auf harten Holzbaenken schnell zur Qual. Ueber den Tonle Sap, einen grossen Binnensee, ging es spaeter durch schmale Kanaele, die fuer die Bevoelkerung gleichzeitig Abwasserkanal und Schwimmbad darstellten. Es stank teils furchtbar. Zur Mittagszeit stoppten wir in einem Fischerdorf und assen eine Portion Reis mit Bohnen - vielleicht unser Verhaengnis?

In Battanbang selbst, der zweitgroessten Stadt des Landes, gibts wenig zu sehen. Wir hatten das grosse Glueck, bei einem netten deutschen Couchsurfer unterzukommen, Philipp. Durch ihn kamen wir zu einer exklusiven Fuehrung durch ein buddhistisches Kloster von einem mit ihm befreundeten Moench. Der hat auf dem Grundstueck gleich noch eine Schule fuer Englisch und Koreanisch aufgemacht (zweites Bild), weil die Schulbildung allgemein miserabel sei. Der Tempel wurde uebrigens waehrend der Periode der Roten Khmer als Gefaengnis benutzt und alle Buddhastatuen zerstoert - unter den Roten Khmer war auch Religion verboten.

Auf unserer Radtour zeigte uns Philipp ausserdem eine Guava- und Mangofarm (Verkoestigung inklusive), sowie das laendliche Leben in Kambodscha. Hunderte kleine Kinder liefen teils winkend auf uns zu, wenn wir drei auf unseren Raedern vorbeifuhren, ein tolles und fuer uns unerwartetes Gefuehl. Aber viele europaeische Touristen kommen dort sicherlich nicht vorbei.

Dann allerdings erwischte uns ein uebler Mageninfekt und streckte uns nieder. War es das Essen im Dorf, war es die Fahrt auf dem Kanal? Philipps Wohnung wurde zum Hospital und die Deutsche Welle, einziger deutscher TV-Sender hierzulande, hatte ein paar Zuschauer mehr. Nach zwei Tagen gings dann wieder einigermassen. Die Einladung eines Kollegen von Philipp zum Essen (ein fettiges scharfes Huhn sollte es sein) mussten wir leider ausschlagen. Allerdings wurden wir Abends zum grossen Essen der Thueringisch-Cambodschanischen Gesellschaft eingeladen, die gerade die Grundsteinlegung fuer ein wohltaetiges Projekt feierten.

Nach vier Tagen fuhren wir mit einem unglaublichen Karaokebus weiter nach

PHNOM PENH
Auch in Phnom Penh hatten wir Glueck und wohnten drei Naechte lang bei Couchsurfern. Nicolas ist Photograph und versucht, durch sein Engagement auf die soziale Ungerechtigkeit im Land aufmerksam zu machen. Frank arbeitet bei einer NGO und kuemmert sich um Opfer der letzten Kriege sowie Mienengeschaedigte. Durch die Erzaehlungen der beiden sowie die Besuche des Foltergefaengnisses 'Tuol Sleng' alias S21 (erstes Bild) und am Tag darauf bei den Killing Fields (zweites Bild) wurde uns das Leid und die Ungerechtigkeit, die dem Land in den letzten Jahrzehnten geschehen sind, in vollem Umfang bewusst.

Die Periode der Roten Khmer von 1975 bis 1979 ist noch wenig verarbeitet worden von der Bevoelkerung. Damals wurde rund ein Viertel der eigenen Bevoelkerung ermordet, und diese Tragoedie hat das Land bis heute nicht verarbeitet. Aber wir sind keine Historiker - lest bei Interesse am besten bei Wikipedia weiter. Uns wurde allerdings auf einen Schlag klar, dass jeder hier im Land seine persoenlichen Erfahrungen mit dieser schlimmen Zeit hat, und das hierzulande viele Taeter und Massenmoerder nach wie vor frei sind und teils wichtige Positionen besetzen.

Durch Nicolas fanden wir fuer die Zeit in Phnom Penh einen tollen Tuktuk-Fahrer, Sina, der uns neben den Killing Fields auch viele weitere Orte zeigte und uns nebenbei die Missstaende in seinem Land in aller Haerte demonstrierte. Auf dem Rueckweg von den Killing Fields fuehrte er uns zum Beispiel zu einer riesigen staedtischen Muellkippe, auf der vor allem Kinder arbeiten, aber auch ganze Familien wirklich leben. Wir selbst hielten es vor Gestank kaum aus.

Wer auch nach Phnom Penh kommt, unbedingt bei Sina melden und sich von ihm die Stadt und die Gegend zeigen lassen! Seine Website lautet http://www.homelandtourism.com/

Sina, der 10 Jahre Moench war, zeigte uns aber auch die interessanten und schoenen Seiten der Stadt. In einem buddhistischen Tempel brachte er uns in ein kleines Kellergewoelbe, wo uns in duesterer Atmosphaere ein alter Mann nach buddhistischer Tradition segnete. Kniehend in dem dunklen, heissen Raum war es eine sehr unheimliche, aber unheimlich intensive und schoene Geste. Nebenan im grossen Tempel schauten wir dann zu, wie eine verstorbene alte Frau von ihrer Familie fuer die oeffentliche Verbrennung angekleidet wurde. Beim Besuch eines weiteren Tempels, Wat Phnom, auf dem einzigen Huegel der Stadt, wurden wir Zeuge, wie einer der vielen dort lebenden Affen meine verschlossenen Wasserflasche schnappte, sie fachmaennisch oeffnete und in gierigen Zuegen trank. Im naheliegenden Olympiastadion beobachteten wir, wie die Reichen Phnom-Penn(h)er im Akkord ihrer sportlichen Taetigkeit nachgingen. Danach waren wir reif fuer die Insel, auf der Suche nach Abkuehlung, Erfrischung, Ruhe und Entspannung...

...RABBIT ISLAND (DOG ISLAND) !
Nach langerlanger und abenteuerlicher Busfahrt ueber unbefestigte und schlammige Strassen, sowie einer schoenen Bootsfahrt landeten wir auf Rabbit Island. Die Insel wird in Reisefuehrern (Lonely Planet 2007) als einsame Insel mit langen Straenden, einem Restaurant und 7 (sieben) Bungalows gepriesen. Angekommen an einem durchaus traumhaften Palmenstrand trafen wir dann allerdings auf knapp 7 Restaurants und so circa 40 Bungalows, und waehrend unserer Zwei Tage wurde noch eines schnell aus Bambusstaeben zusammengewerkelt. Der Tourismus macht auch vor Suedkambodscha nicht ganz halt. Allerdings kostet hier ein Bungalow nur 4-5 Dollar pro Nacht. Allerdings muss man mit bruechigem Boden aus Bambusstaebchen, ohne Strom (nur Abends kurz) sowie fehlender Duschmoeglichkeiten vorlieb nehmen. Dafuer machen die Inselbewohner aber gute Pancakes mit Fruechten der Saison (Banane, Ananas). Auch die Kokosnuss kommt mit 2000 Riel guenstig daher. Touristen waren so 20 bis 30 ueber die Insel verteilt, hielt sich erfreulich in Grenzen. Viele fuhren Abends wieder zum Festland, einige uebernachteten und man traf sich auf einen gepanschten Drink an der einzigen Bar der Insel. Aber im Grunde genommen eine Trauminsel....

...waeren da nicht die zahllosen Hunde der Einwohner, die sich nachts gegenseitig zerfleischen und jeden Spaziergang am Strand im Mondschein zum Spiessroutenlauf werden liessen. Zudem konnte man jederzeit in riesige Kuhfladen der vielen freilaufenden Rinder treten. Moskitos und andere fliegendes Geviech nervten enorm. Sandstrand, Kokospalmen, ein toller Rundgang durch den Dschungel und glasklares Wasser entschaedigten.

Nach der Rueckfahrt von der Insel sind wir aktuell in Kep, der 'Cote d'Azur' Kambodschas. Die kleine Stadt wurde zunaechst von den Roten Khmer, und danach von den Vietnamesen komplett zerstoert, alte franzoesisch anmuetende Villen stehen zerstoert in der Gegend herum. Langsam kommt hier das Leben zurueck, und das Warten auf den Massentourismus, der hier sicherlich in ein paar Jahren einziehen wird.

Generell ist Kambodscha fuer uns ein Koenigreich des sich Wunderns, ein interessantes, aber sehr schwieriges Reiseland, sowohl von den Leuten, vom Comfort, vom politischen System, von der Armut und auch vom Klima her. Die Menschen sind ueberwiegend sehr arm. Wir sind im Vergleich dazu steinreich. Alle wollen uns jederzeit etwas verkaufen. Die Regierung ist korrupt, verhindert Reformen und unterdrueckt ihre Bevoelkerung, um an der Macht zu bleiben.
Sandra machen die Hitze und die vielen Moskitostiche zu schaffen. Sie schwitzt unglaublich - man koennte jederzeit meinen, sie kommt grad aus der Dusche... Ihre Beine sine einzige Beulen. Die Bedienung im Internetcafe stellt uns bereits ungefragt Moskitospray hin. Meine Haut leidet unter der schwuelwarmen Hitze und ich habe eckelige Wunden an den Fuessen. Flipflop oder Schuh? Das eine schabt, das andere schwitzt... Ich experimentiere mit unserer Reiseapotheke, die uns Dr. Hesse aus Kreuzberg mitgegeben hat. Es ist nicht immer leicht. Kaliumpermanganat oder Bepanthen? Zumindest hat der Durchfall aufgehoert, ein wichtiger Teilerfolg, insbesondere nach all den unschoenen Loechern im Boden, die wir in Kambodscha gesehen haben!

Morgen geht es weiter nach Vietnam!