Mittwoch, 24. Juni 2009

Magnetic Island, Townsville und die Folgen der Finanzkrise

Nach nur! 4,5 Std. Fahrt kamen wir in Townsville an und setzten gleich mit der Faehre auf die 8km vorgelagerte Insel Magnetic Island ueber. Viele Australier sagen, dass die Leute auf Magnetic Island "komisch" oder "anders" sein. Dieses Vorurteil koennen wir hiermit nur bestaetigen. Aber alles der Reihe nach:

Angekommen, nahmen wir die ca. 30minuetige Fussweg auf uns, um zu unserem 70-jaehrigen Gastgeber Hoyt zu gelangen. Auf den ersten Blick fiel uns nichts ungewoehnliches auf. Hoyt ist ein sehr freundlicher, offener und gebildeter Mann, der schon viel in seinem Leben gereist ist. Am ersten Abend nahm er uns und 2 Franzoesinnen, die in Australien auf Farmen arbeiten gegen kostenlose Verpflegung und Logis, auf einen sehr tollen lokalen Markt mit. Das Essen, Obst und Gemuese, Schmuck etc. wird alles von den Bewohnern der Insel gegen kleines Entgelt zur Verfuegung gestellt. Sehr sehr schoen unter all den Palmen und anderen tropischen Gewaechsen...
Allerdings, auf dem Weg dorthin fiel Hoyt durch seine Eigenart, jede 5 Minuten etwas von der Strasse aufzuheben, unangenehm auf. Er hat die Mission, die Insel von Dreck zu befreien und alles noch halbwegs brauchbare aus den Muelleimern zu befreien und mit nach Hause zu nehmen und es fuer sich zu nutzen. Es muss komisch ausgesehen haben, ein alter Mann, der in den Muelltonnen wuehlt und 3 Frauen und Michi, die still und beschaemt ihm hinterher trotten... Eigentlich alles halb so wild, wuerde er nicht auch altes weggeworfenes Geschirr sammeln und es ohne zu waschen uns vorsetzen! Aber dazu nachher mehr.

Am naechsten Morgen gab es Bananen, Papaya und Haferflocken mit heissem Wasser. Zu trinken jeweils einen halben Teebeutel Schwarztee. Der Schock nach dem Fruehstueck sitzt bei mir immer noch tief. Hoyt lehnt es ab, Spuelmittel zu nutzen. Auch duerfen wir pro Teller nur eine halbe Tasse Wasser benutzen. Abgewaschen wir dann mit den Fingern!! Und wenn man dann weiss, wo die Teller etc. herkommen und Hoyt morgens ganz genuesslich den Teller und Loeffel ablecken sieht, wird einem ganz anders. Ich verstehe ja seine Wut ueber Resourcenverschwendung, aber das hier geht zu weit. Er benutzt auch keine Klospuelung! Aber die haben wir dann doch betaetigt und sind nicht seinem Beispiel gefolgt. Da er auch nie zu Hause duscht, frage ich mich, ob nicht die oekologische Lebensweise in extremen Geiz umgeschlagen ist.

Nach diesem morgenlichen Schockerlebnis sind wir dann alle erst einmal schnorcheln gegangen. Die Insel besitzt in jeder Ecke eine neue Bucht. Und jede Bucht ist anders. Aber gemeinsam haben sie, dass man dort wunderbar schnorcheln kann. Schon direkt unter der Wasseroberflaeche in Strandnaehe kann man tropische Fische bewundern. Wie im Aquarium und das direkt vor der Haustuer! Ich war begeistert. Danach machten wir uns auf, die Insel zu bewandern. Es gibt einen "Koalawalk", der bis auf einen Berg, wo sich ein altes fuer den 2. Weltkrieg gebautes Fort befindet, fuehrt. Dieser Weg ist bekannt dafuer, dass man leicht Koalas sieht. Und voila, wir hatten gleich drei Stueck gesehen!

Auf dem Rueckweg sind wir dann nochmal Schnorcheln gegangen. Hoyt war zwischendurch bereits abgezogen, er hatte ein "Skype-Rendevous" mit einer Freundin aus der Ukraine - merkwuerdig fuer einen 70jaehrigen Opa, nicht? Ohne ihn war gleich alles viel entspannter, und waehrend die Franzoesinnen am Strand lagen, brachte Sandra mir bei, auch unter Wasser entspannt zu atmen. Wasser ist ja nicht so mein Element, bisher! Nach anfaenglichen Schwierigkeiten gings dann ganz gut, ich sah ein paar Fischis, und entschied mich dann, am naechsten Tag mit einer lokalen Tauchschule einen introductory dive zu machen! Aufregend!
Das naechste grosse Abenteuer war dann aber erstmal das Abendessen. Einen Eintopf aus Reis und Kuerbis, den Hoyt immer wieder mit dem selben Loeffel umruehrte, den er schmatzend ableckte, toll! Zwischenzeitlich wurde Sandra vom Kochen abgezogen, um Hoyt beim Unkrautrupfen zu helfen - auf dem Grundstueck des Nachbarn, der das gar nicht wollte! Sandra hat sich totgeschaemt. Wir beschlossen, nicht mehr allzulange zu bleiben.
Am naechsten Tag mussten wir vor dem Tauchen noch das Fruehstueck ueber uns ergehen lassen - ich kriegte vor Aufregung eh nichts runter, und Sandra war der Appetit vergangen vor Ekel... Hoyt macht auch so Sachen, wie aus den ueberreifen Papayas die Kerne rauspuhlen, um sie tagsueber zu lutschen, soll gut fuer die Verdauung sein, also liegen zwischen dem Essen die Kerne rum.... Wenigstens kamen ein paar bunte Voegel vorbei, und lenkten etwas ab.

Tauchen - das war fuer mich immer unvorstellbar! Aber seitdem ich Sandra kenne, hat sie mir immer wieder vorgeschwaermt, was fuer ein tolles Gefuehl es sei, unter der Wasseroberflaeche zu schweben, mit den Fischen zu schwimmen, und in eine andere Atmosphaere abzutauchen. Also, auf gings! Ich hatte Glueck, und eine englisches Tauchlehrerin nahm sich erstmal eine halbe Stunde Zeit fuer die theoretische Einfuehrung, alles ganz logisch, und beruhigend. Danach wurde mir im Pool alles in Ruhe beigebracht und unter Wasser ganz in Ruhe fuer den Ernstfall geuebt. Als die erste Ueberwindung vorbei war, hats dann auch sofort Spass gemacht, und Sandra am Beckenrand sich gefreut und viele Bilder gemacht.

Nach einer halben Stunde im Pool wurde die Grundausbildung beendet. Sandra hatte auch einen Tauchgang gebucht, und so trotteten wir ein paar hundert Meter zum naechsten Strand, in unseren lustigen Anzuegen! Magnetic Island gehoert, streng genommen, bereits zum Great Barrier Reef dazu, allerdings nur ganz am westlichen Rand. Daher sollte der Tauchgang fuer Sandra auch nur ein Einstieg sein, und von Townsville aus wollten wir in den folgenden Tagen dann richtig ins GBR vorstossen.... Wir liefen in die Wellen, bis wir nicht mehr stehen konnten, und schwammen noch 50 Meter weiter, bis wir abtauchten. Unglaublich, das Gefuehl! Nachdem ich mich erstmal auf die Atmung konzentriert habe, schaute ich um mich, und sah zum ersten Mal im Leben das Leben unter der Wasseroberflaeche, WowWowWow! Ich war ueberwaeltigt. Nach wenigen Metern, die mich zuerst meine private Tauchlehrerin (Michelle) hinter sich herzog, sahen wir einen Riesenfisch und einen Rochen. Dazu viele tropische kleine Fische. Und hinter mir tauchte der schoenste Fisch, Queenfisch Sandra :-) Wenns nichts zu sehen gab, schaute sie mir bei meinen ersten "Schritten" zu und freute sich mit mir. Wir tauchten um einige Riffe herum, an denen sich Fische vor uns versteckten, zwecklos.

Nach einigen Minuten durfte ich dann auch selbstaendig herumtauchen, und hab auch gleich noch einen weiteren Rochen entdeckt, der uns interessiert anschaute. Ich winkte die Maedels heran, und in entspannter Atmosphaere und ungefaehr 4 Meter Tiefe starrten sich Mensch und Rochen an. Nach 32 Minuten war mir kalt, meine Luft zur Neige, und ich auch erstmal gluecklich.

Spaet Abends gingen wir zurueck zu Hoyt, und teilten mit, am naechsten Morgen frueh abzuhauen, gemeinsam mit den Franzoesinnen, und noch vor dem Fruehstueck. Etwas geknickt nahm Hoyt diese Nachricht auf, allerdings hatte er sich schon Ersatz beschafft - eine neue deutsche Couchsurferin war eingetroffen! Wir warnten sie vor, und liessen sie am naechsten Morgen allein mit dem winkenden Hoyt zurueck. Rechts auf dem Bild seht ihr die Papayas, die im Vorgarten wuchsen, und uns zum Fruehstueck vorgesetzt wurden.

Die 3 Maedels und ich freuten uns, loszukommen, nahmen ein Fruestueck in einer Baeckerei, und danach die fruehe Faehre nach Townsville. Dort wollten wir am folgenden Tag tauchen, im richtigen, weltbekannten Great Barrier Reef. Ueberall entlang der Kueste gibts Tauchschulen, Angebote noch und noecher, aber wir hatten es uns eigentlich extra fuer den Norden aufgehoben, da hier das Riff naeher an der Kueste ist, und es waermer ist als im Sueden. Townsville als die "Hauptstadt von Nord Queensland" und groesste Stadt hat mit einem super Tagesaausflug geworben mit zwei Tauchgaengen. Und nun? Ihr habts sicherlich geahnt - nichts ist draus geworden! Der Anbieter der Tauchfahrt hat nur ein Boot, und das ist kaputtgegangen. Ein Ersatzboot wurde anderweitig verliehen. Ein anderer Anbieter teilte mit, nur zu fahren, wenn mind. 15 Leute mitfahren - Sandra war die einzige, die an diesem Tag nachfragte. Die restlichen unzaehligen Anbieter haben wegen der Finanzkrise einfach dichtgemacht! Unglaublich. Wir haetten nach Cairns fahren koennen, aber die Zeit, die Entfernung und die Mehrkosten sprachen dagegen. Wir fuhren nach einer Nacht in Townsville sehr enttaeuscht nach Westen, Richtung Outback, und liessen die Kueste hinter uns. Sandra ist sehr enttaeuscht gewesen, und knabbert immer noch an der verpassten Gelegenheit, riesige Tropenfische und Schildkroeten zwischen bunten Korallen schwimmen zu sehen...

Wir hoffen, demnaechst auf den Fijis ordentlich Tauchen zu koennen, und troesten uns mit dem Gedanken, dort viel guenstiger und laenger und ohne Massentourismus tauchen zu koennen.

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