Sonntag, 5. Juli 2009

Drei Tage Wildnis - Kings Canyon, Kata Tjuta, ULURU!

Schon mal im Voraus: Die dreitaegige Tour ("The Rock-Tour") gehoerte zum Besten, das wir auf der bisherigen Reise gemacht haben! Ein riesiger Spass, grosses Erlebnis und nette neue Bekannte. Dazu rund 200 neue Photos, wenn nicht mehr, getreu dem Motto "Take only Photos - Leave nothing but footprints"...

Fruehmorgens um 6 holte uns die Tourcompany vom Hostel ab. Eigentlich war es nur der Bus, ein Fahrer und 20 meist juengere Leute, die sich hier fuer die drei Tage zusammengefunden hatten. Der Fahrer war gleichzeitig Tourguide, Entertainer und Koch. Er heisst Greg, so Mitte 20, ein grosser Australier, lustiger Typ! Schon nach den ersten Metern Fahrt machte er uns im Aussie-Slang klar, das er nicht alleine fuer uns Kochen, Putzen uws. kann, und wir den Trip eher als do-it-yourself-Erlebnis verstehen muessten - das sah in den Broschueren noch anders aus. Aber wir freuten uns eher darauf, der Zivilisation zu entkommen...

1. Tag - Kings Canyon
Von Alice Springs aus mussten wir erstmal 600 Km fahren, um zum ersten Ort des Geschehens zu gelangen. Insgesamt sollten wir in den drei Tagen ca. 1.500 Km Strasse an uns vorbeigleiten sehen. Australien ist wirklich gross, das wussten wir zwar, aber richtig fuehlen tun wir es jetzt, nachdem stundenlang ausser duerren Graesern und Gestruepp nur die toten Kanguruhs am Strassenrand fuer Abwechslung sorgten. Greg hielt jedesmal brav an, schaute, ob unter den toten 'Roos" noch babys lebendig begraben waren, und trug oder zerrte die armen Tiere von der Strasse runter, um die Gefahr fuer Autos zu beseitigen.

Mittags, nach langer Fahrt und ganz lustigen Kennenlern-Spielchen im Bus, kamen wir zum Kings Canyon. Im Bus waren uebrigens vor uns ein junges Paar aus Meck-Pom, hinter uns zwei Britten und ein Schwizer, und neben uns eine Frau von den Bermudas. "Die von den Bermudas sollten wir mal gleich in unsere naechsten Urlaubsplaene einbauen", scherzten wir, quatschten dann aber erstmal mit den Deutschen (die Bermudas-Frau schlief eh). Fuenf Chinesen waren auch dabei, die Aussis waren zu zweit in der Minoritaetenrolle.

Kings Canyon war dann ein ganz ansehnlicher Riesenfels, mit einem tiefen Einschnitt, der zur Regenzeit ein paar aufregende Wasserloecher zum Baden anbietet, mit ueberraschend viel Gruenzeugs. Das groesste Loch heisst "Garden of Eden" und wird entsprechend vermarktet. Da wir aber in der Trockenzeit zur Inspektion antraten war das Wasserloch eher eine Schlammpfuetze, das Bild ist nicht mal zeigenswert... Aber das tat der allgemeinen Superstimmung keinen Abbruch, denn tolles Wetter, viele nette Leute zum Kennenlernen, und der Spass, nach langer Busfahrt auf der Canyonklippe herumzuhuepfen, entschaedigten mit Leichtigkeit.

Im Anschluss hielten wir am Strassenrand, wurden von Greg zum Feuerholzsammeln abkommandiert. Die Nacht verbrachten wir am Lagerfeuer in der Wildnis, nachdem es Abends Chili con Carne gab. Ich gehoerte mit zum Feuerteam, und legte nochmal ordentlich Holz nach, als alle in ihren Swags lagen (so ein
e Art Mischung aus Isomatte und Schlafsack zum Unterlegen, die vor Kaelte, Wind und Tieren schuetzt). Nachts wachte ich nochmal auf, und nachdem das Feuer aus war, und alle schliefen, war es sensationell ruhig. Der Sternenhimmel war klar und grell wie nie zuvor. Bereits nach wenigen Minuten hatte ich genuegend Sternschnuppen gesehen, um meine groessen Wuensche loszuwerden, und schlief wieder ein. Sandra lag neben einem schnarchenden Chinesen ;-)

2. Tag - Kata Tjuta und Sunset UluruMorgens frueh, noch im Dunkeln, wurden wir von Greg hochgeschreckt. Waehrend wir noch unsere Swags zusammenrollten, hatte er wieder Feuer gemacht, und es gab selbstgebackenes Brot (frisch vom Vorabend) und kochendes Wasser fuer den Instant Kaffee. Unser Tourguide war wirklich hochmotiviert, uns so viel wie moeglich vom Outback und der Aborigine-Kultur zu zeigen und zu vermitteln, das keine Zeit zum Verschnaufen blieb. Nach kurzer Fahrt (ein oder zwei Stunden) kamen wir zum Kata Tjuta-Uluru Nationalpark, und fuhren auch schon am Uluru, ehem. Ayers Rock, vorbei.

Aber erstmal fuhren wir noch ca. 50 Km weiter, um die beeindruckenden 36 roten Felsen, die Kata Tjuta ("The Olgas") zu sehen. Ein Festtag fuer alle Geologen, ein Riesenspass fuer den unbefleckten Rucksacktouristen. Wiederum wurden wir drei Stunden von der Leine gelassen, nachdem Greg uns eine Einfuehrung ueber die Entstehung der roten Felsen gab.
Bemerkenswert: Wir bekamen von ihm jeweils eine wissenschaftlich-geologische Erklaerung sowie die Entstehungsgeschichte der Aborigines, fuer die Kata Tjuta eine heilige Staette sind. Generell verbrachte Greg auch im Bus, auf den langen Fahrten, viel Zeit damit, uns die Kultur und die Situation der australischen Ureinwohner zu erlaeutern. Dazu gabs viel Pflanzen- und Tierkunde. Erst am Ende der Tour, in Alice Springs bei ein paar Bier, erzaehlte mir Greg, das er in Australien auf einer Walldorfschule erzogen wurde :-)

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Bei Interesse - die Aborigine-Entstehungsgeschichte von Uluru und Kata Tjuta









Weil wir sie so toll fanden, und viel romantischer als die pure Wissenschaft. Es ist eine skizzenhafte Kindergeschichte, in der zwei gigantische Gottheitenkinder in der Wueste nach Wasser gruben. Mit ihren Haenden schaufelten sie ein Loch in den Wuestenboden. Aus dem roten Wuestenschlamm bauten sie einen Haufen, den sie rund formten. Die Steinchen, die im
Schlamm enthalten waren, warfen sie ueber die Schulter hinter sich. Der Schlammhaufen ist nun Uluru, der weltgroesste Monolyth (ca. 350 Meter hoch). Die 36 Steinchen formen die Kata Tjuta, der hoechste von ihnen (auch 'Olga' genannt) ueber 500 Meter hoch.

Das interessante daran ist, dass Uluru tatsaechlich eher aus einem weichen roten Sandstein besteht, waehrend die Olgas aus einer Mischung aus Schlamm und runden Flusssteinen geformt sind.

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Die Wanderung durch Kata Tjuta war unglaublich, voller Farbspiele, und hinter jeder Ecke was neues. Besonders beeindruckend das Tal der Winde. Ich hoffe, die Bilder sprechen ihre eigene Sprache.Abends wieder Feuerholz suchen, und dann schnell zum spektakulaeren Teil des Tages: Dem Sonnenuntergang am Uluru! Nachdem wir ein paar Minuten am Fusse des roten Riesen entlangspaziert waren, sprangen wir in den Bus, und Greg drueckte aufs Gaspedal, um uns einen guten Platz auf der 5 Km entfernten Aussichtsplattform zu sichern.

Dort angekommen hatten wir den rund 3 Kilometer breiten Berg super im Blick, und da einfach jeder der dort anwesenden Hundertschaften auf den sich minuetlich roeter faerbenden Uluru konzentrierte, stoerte man sich nicht an dem Trubel. Die Kuehltruhe mit dem Bier, die den ganzen Tag mit Eisbeuteln gehegt und gepflegt wurde, ward aus dem Bus getragen. Die Bermudas-Frau, sie heisst Melissa, hatte sogar eine Flasche Sekt dabei, und das war dem Moment auch angemessen...

Manchmal liegt nur eine Wolke zwischen Triumph und Tragoedie. Das Glueck war mit uns, die Sonne kam durch, und die Wolken zogen symmetrisch ueber Uluru hinweg, und ihre Farbe aenderte sich in Sekundenbruchteilen. Uluru hatte mittlerweile ein unwirkliches Rot angenommen. Es wurden Bilder geschossen, die im Photoalbum die erste Seite zieren werden. Hinter uns hoerten wir Greg, der betonte, dies sei der schoenste Sonnenuntergang seiner Karriere als Guide: " Unreal! Wicked. Changed its color, again!"

Die Sonne war schon seit Minuten verschwunden, da schauten sich alle Beteiligten noch verzaubert an. Wir fuhren ins Nachtlager, schnell Feuer gemacht, ein paar Nudeln, ab ins Bett. Freuen auf den Sonnenaufgang, wieder am Uluru!

3. Tag - Uluru, Kamelreiten
Morgens frueh alles zusammengepackt, und ab in den Bus gesprungen, die Augen voller Schlaf. Mittlerweile war die Truppe gut eingespielt, wir hatten uns kennengelernt, einige nette und interessante junge Menschen waren dabei. Wir uebrigens mittlerweile eher zu den Aelteren gehoerend :-(
Als wir am Uluru ankamen war noch alles dunkel. Wir bauten Fruehstueck auf, Weetbix mit Milch oder Toast, Kaffee oder Tee. Diesmal standen wir an der Seite des Berges, und als die Sonne aufging, wurden Uluru und Wolken seitlich angestrahlt. Aus dem schwarzen Stueck Fels wurde schnell der rote Sandstein, toll anzusehen! Bestimmt genauso schoen wie der Sonnenuntergang, der aber eher dramatisch vor sich ging. Der Aufgang ist dann eher ein harmonischer Start in den letzten Tag gewesen.

Wie ueblich bekamen wir von Greg drei Stunden Zeit, um Uluru zu umrunden, ca. 8 Kilometer der Weg. Theoretisch waere es auch moeglich gewesen, hinaufzuklettern, eine Route mit einer Art Gelaender existiert. Aber zunaechst einmal ist diese meist, wie an diesem Tag auch, wegen Wind gesperrt. Schwerer wiegend kommt hinzu, dass Uluru natuerlich eine heilige Staette der Aborigines ist, die darum bitten, auf ihrem Heiligtum nicht zu klettern und darauf herumzuspringen. Ueberhaupt ist der Aufstieg nur noch erlaubt, weil die weissen Australier in der Tourismusbehoerde darauf bestehen, und ihr Veto einlegen, wenn die Ureinwohner auf die Abschaffung der Kletterroute draengen. Hinzu kommt, das jedes Jahr Touristen bei der Besteigung sterben, sei es durch Absturz oder Herzinfarkt.

Wir haben also schweren Herzens von der Besteigung abgesehen, und den Koloss umrundet. Dank meiner starken virtuellen Vorstellungskraft habe ich mir einfach ueberlegt, wie es von oben aussehen wuerde: Bis zum Horizont nichts, ausser den Kaja Tjuta, und in der anderen Richtung gibts noch einen Berg, den "Fooluru" - viele halten ihn faelschlicherweise fuer Uluru, daher der Name. Somit habe ich mir, positiv gesehen, den Aufstieg erspart, bei gleichem Ergebnis. Bei der Umrundung unterhielten wir uns lange mit Andrea und Alex aus Neubrandenburg. Da kam ich mir, wie angedeutet, relativ alt vor: Die beiden wurden 1996 erst eingeschult, und hatten vom Mauerfall noch gar nichts mitbekommen, da erst 1989 geboren! So unterhielten sich die unterschiedlichen Generationen ueber deutsche Geschichte, waehrend wir an verschiedenen heiligen Ecken des Uluru vorbeizogen, an denen teils Maenner ('sacred female site') oder teils Frauen nicht in Richtung des Berges schauen durften.

Nach der Umrundung fielen im Bus die meisten von uns in einen tiefen Schlaf. Unterwegs hielt Greg mehrmals abrupt an, um uns wechselweise auf Dingos, wilde Kamele oder tote Echsen aufmerksam zu machen. Zwei Stops legten wir noch ein: An einer Farm konnten wir fuer 5 Aussi-Dollar, sprich 2, 80 Euro, gute 100 Meter Kamelreiten. Die letzten 50 Meter waere das Kamel sogar gejoggt. Es handelte sich uebrigens um Rennkamele, die angeblich schon einige Wettrennen in Australien gewonnen haetten. Wir entschieden uns dagegen, kauften ein Eis, fuetterten ein paar Cangoroos, und ich versuchte, mit einem Emu zu kommunizieren. Er schaute interessiert, wollte dann aber doch nur mein Eis. Beleidigt ging ich davon. Der zweite Stop war am Strassenrand, es war der Wunsch geaussert worden, ein Strassenschild mit einem Kaenguruh zu fotografieren. Ich machte mit, das Bild ist schoen geworden. Danach waren wir dann auch zurueck, in Alice Springs, voller toller Impressionen und Erlebnisse! Abends trank die Gruppe im Hostel noch ein paar Bier, wir tauschten die eMail-Adressen aus, dann ging die mittlerweile vertraute Gruppe ihrer Wege. Am naechsten Morgen stiegen wir in den Greyhound, Richtung Sueden.....

1 Kommentar:

  1. Hi ihr Beiden! Superschöner Bericht,anschaulich beschrieben.Ganz schön mutig draussen zu schlafen,wo es soviel giftige Viecher gibt!!! Habt ihr schon viele Kängurus gesehen,lebendige? Würde ich auch gern mal. :-) Lieben Gruß und weiter so,Ela.
    Wir freuen uns sehr über Eure tolle Reise und die Berichte sowie Fotos - weiter so ! Wir schauen immer wieder gern Eure vorherigen Eintragungen an, das habt Ihr gaaaaaanz toll gemacht - sozusagen ein Super-Geschenk für alle Daheimgebliebenen ! Manni

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