Sonntag, 10. Mai 2009

Kuenming - die 'kleine Provinzhauptstadt'

Kuenming, schon mal von gehoert? Wir auch nicht, obwohl dort mind. 5 Mio Chinesen leben!

Da wir keine Zeit haben, andere Grossstaedte wie Peking oder Shanghai zu sehen, wurde uns Kuenming als Grossstadt empfohlen. Sie sei in Yunnan die chinesischste Stadt (man muss dazu sagen, dass Yunnans Bevoelkerung zu 50% aus ethnischen Minderheiten besteht und sich eher dem Sueden Asiens zugehoerig fuehlt). Voller Spannung und Vorfreude fuhren wir morgens in Sapa mit dem Localbus los, der uns an die chinesische Grenze in Lao Cai brachte. Entgegen unserer Befuerchtung wurde uns an der Grenze nicht der Lonely Planet abgenommen, und auch sonst waren die ersten Chinesen, die uns in China begegneten (die Grenzsoldaten), sehr nett. Auch als wir das Grenzgebaeude verliessen, wurden wir von keinen wilden Horden (Mopedfahrer, Tuktuks etc) erwartet - das ganze machte einen recht ordentlichen Eindruck.

Eigentlich wollten wir nach Yungyang zu den Reisterrassen, aber an dem Tag fuhr kein Bus mehr, und Reisterrassen hatten wir auch schon viele gesehen, fiel uns spontan ein. Wir bestiegen genauso spontan den Bus nach Kuenming! Und somit sassen wir erstmal wieder 10 Stunden im Bus. Die erste chinesische Toilette sah zwar von aussen ganz adrett aus, doch drinnen erwartete uns gar Grauenvolles: Eine Gemeinschaftsrinne fuer alle und vor allem Alles, und zwar ohne Spuehlung, sollte unsere Beduerfnissbefriedigung ermoeglichen. Stattdessen mussten wir aufpassen, ob des Gestanks nicht loskotzen zu muessen. Auf der Liste der uebelsten Klos meines Lebens ganz weit vorn.

Aber als wir dann am Abend ankamen, waren wir ueberrascht und geplaettet, gar geflasht vom Anblick der Metropole, die eigentlich nur eine Provinzhauptstadt ist. Lichter wie in Las Vegas, Skyline wie die ganz Grossen, und Baustellen an jeder Ecke. Hier ist das chinesische Wirtschaftswunder greifbar. Riesige neue Hochhaeuser, Bruecken, Autobahnen und Skytrains, hier wird noch investiert! Auffaellig ist, das der Verkehr trotzdem fluessig und vor allem ruhig laeuft, denn fast alle Mopeds sind mit Elektromotoren ausgestattet. Warum geht das in Deutschland nicht? Es existiert ein augenscheinlich sehr gutes und gut angenommenes Nahverkehrssystem, nicht so wie in Bangkok. Neue Busse, die Fahrt kostet fast nichts (1 Yuan=10 Cent). Leider faellt es uns immer noch schwer, die chinesische Schrift zu deuten, und da hier nicht viele Menschen europaeische Sprachen sprechen, muss viel mit Handzeichen, Gestik und dem Herumfuchteln mit Karten gearbeitet werden! Sehr schwierig ist es, Rasierschaum und Taschentuecher zu kaufen. Grund dafuer ist unserer jungen Erfahrung nach, dass sich Chinesinnen nicht die Beine rasieren, und Taschentuecher obsolet sind, da alles ueberall auf den Boden gerotzt wird (auch im Bus oder im Laden). Noch schwieriger ist es, den Ausgang im Supermarkt zu finden!

Wir haben nur einen Tag in Kuenming verbracht, aber genug Zeit gehabt, die Verdraengung des Alten durch das Neue zu bemerken. Das historische Stadttor im Zentrum, zwischen McDonalds und Gucci, ist Ueberbleibsel einer auslaufenden Bauepoche. Unsere Bekanntschaft aus dem Zug, Dr. Fischer aus Shanghai, meinte denn auch, man solle China lieber Heute als Morgen besuchen, falls der Anblick historisches Staedtebaus erwuenscht sei. Viele Traditionen bleiben aber erhalten, wie z.B. die Qi Gong-Begeisterten im Park, oder die meist aelteren Tanzwuetigen, die wir auf dem oberen Bild verewigt haben.

Allgemein finden wir, dass die jungen Chinesen hier viel mehr Wert auf Mode und ihr Aeusseres legen als in den suedlichen Nachbarlaendern. "Hier sehen wir die Maslowsche Pyramide bestaetigt", so Sandra: Je reicher eine Nation, desto individueller das Individuum. Wir fuehlen uns hier gleichzeitig freundlicher behandelt und aufgenommen, als es teilweise in Vietnam oder Kambodscha der Fall war. Die Leute sind aufmerksam und ehrlich. Sie geben sich wirklich Muehe, uns zu verstehen, und mir wurde nicht einmal das Wechselgeld falsch rausgegeben. Einmal wurde uns sogar Geld hinterhergebracht, das wir quasi vergessen hatten! Ein tolles Gefuehl. Obwohl es hier nochmal billiger ist als in Vietnam und Kambodscha, ist die Lebensqualitat und vor allem der Reisekomfort deutlich hoeher. Hier gibt es sogar Beckswerbung!

Nach einem tollen Tag und zwei Naechten im Hotel der Yunnan University, die wir auch noch besucht haben, gings dann weiter nach Jinghong!

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